Die Geschichte der Schalmei
Die Schalmei - einige Hintergründe und Wissenwertes
Was hat die mittelalterliche bzw. biblische Schalmei mit der neuzeitlichen Schalmei zu tun? Warum sind Schalmeienkapellen nur regional anzutreffen, wohingegen fast jedes Dorf in Deutschland seine eigene Musikkapelle hat? Was hat das Martinshorn mit einer Schalmei zu tun? Diese und ähnliche Fragen wollen wir im folgenden aufgreifen und erläutern.
Beginnen wir mit ein wenig Geschichte zur Schalmei:
Man unterscheidet zwischen der mittelalterlichen und der neuzeitlichen Schalmei. Ihnen sind nur der Name und die prinzipielle Art der Tonerzeugung gemeinsam. Bei beiden erklingt der Ton, weil der Luftstrom durch ein Plättchen „zerschnitten“ wird (wie bei Klarinette, Saxophon, Blockflöte etc.). Derartige Instrumente werden deshalb als „Holzblasinstrumente“ bezeichnet, obwohl
sie - wie z. B. das Saxophon oder auch die neuzeitliche Schalmei - aus Blech
(in der Regel Messing) gefertigt sind.
Die mittelalterliche Schalmei:
Sie ähnelt der Oboe, ihr Klang ist eher näselnd, hoch und dünn.
Die verschiedenen Tonhöhen werden, ähnlich wie bei einer Flöte, durch Öffnen bzw. Abdecken von entsprechenden Luftöffnungen im Korpus erzeugt. Ursprünglich von Hirten und Spielleuten gespielt, ist sie heute bei Ritterspielen, historischen Märkten und ähnlichen Veranstaltungen zu hören. Das musikalische Repertoire ist dementsprechend historisch geprägt.
Bild 1: Beispielhafte Darstellung mittelalterlicher Schalmeien
Die neuzeitliche Schalmei
Sie wurde um das Jahr 1900 vom Erfinder des so genannten Martinshorn,
Max. B. Martin, entwickelt. Aufgrund dessen wird sie auch als „Martinstrompete“ bezeichnet.
Kaiser Wilhelm II. erklärte sie damals als kaiserliches Privileg. Sie durfte nur von einem kaiserlichen Fanfarenspieler zu besonderen Anlässen gespielt werden. Dadurch war jedoch die Verbreitung des Instrumentes stark eingeschränkt. Dennoch entstanden ab 1913 erste Schalmeienkapellen.
In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts waren sie schwerpunktmäßig bei Turnvereinen, Radfahrerclubs und kommunistischen Verbänden zu hören. Letzteres führte dazu, dass sie ab 1933 von den Nationalsozialisten verboten wurden.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Schalmei in der früheren DDR bereits in den
50er Jahren „wieder entdeckt“. Daher gibt es in den heutigen neuen Bundes-ländern eine lange Tradition der Schalmeienmusik. In Westdeutschland sollte es, bis auf wenige Ausnahmen, bis Ende der 60er-/ Anfang der 70er- Jahre dauern, bis im Süden in Bodenseenähe die ersten Schalmeienkapellen (hauptsächlich als Faschingsmusik) gegründet wurden. Mittlerweile gibt es im Schwäbischen zwischen Donau und Bodensee eine zweite Hochburg der Schalmeienmusik in Deutschland.
Bild 2: Chromatische Schalmei mit 16 Schalltrichtern und 3 Ventilen
Die neuzeitliche Schalmei besteht in der Regel aus acht Röhren, die auf einer Seite als Schalltrichter ausgeprägt und auf der anderen Seite über ein Ventilteil zusammengefügt sind. Mit jedem Schalltrichter wird genau ein Ton erzeugt. Es stehen deshalb acht Töne im Umfang einer Oktave zur Verfügung. Man spricht bei dieser Art von Schalmei auch von der „chromatischen Schalmei“ (im Gegensatz hierzu die „diatonische Schalmei“: siehe weiter unten).
Um größere Tonräume mit einer Schalmeienkapelle abdecken zu können, werden unterschiedlich gestimmte Instrumente angeboten. Während beispielsweise eine Sopran-Schalmei den Tonumfang g' bis g'' abdeckt, steht bei einer Bariton-Schalmei der Tonumfang g bis g' zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es Alt-Schalmeien (Tonumfang e' bis e'') sowie Tenor-Schalmeien (Tonumfang c' bis c''). Sie alle eignen sich zum Spielen von Melodien, wobei durch geeignetes Arrangieren die verschiedenen Stimmen eines Musikstückes dargestellt werden (z.B. Sopran-schalmei für die Erste Stimme, die Altschalmei für die Zweite Stimme und die Baritonschalmei für die Dritte Stimme).
Für Begleitzwecke und zur „Füllung“ des Klangkörpers gibt es mehrtönig klingende Instrumente (so genannte Akkord-Schalmeien), bei denen mehrere Töne (Akkorde) gleichzeitig erklingen, sowie viertönige Bass-Schalmeien, oder Sonderaus-prägungen, wie die so genannte „Doppel-Oktave“. Sie ist eine Sopran-Schalmei, bei der immer zwei Töne gleichzeitig klingen, die in einem Abstand von einer Oktave gestimmt sind.
Um die Einschränkungen des Tonumfangs zu beseitigen und somit absolut flexibel bei der Liedauswahl zu sein, werden so genannte „chromatische Schalmeien“ angeboten. Bei diesen Instrumenten stehen sämtliche Töne (also alle „ganzen“ und „halben“) einer Oktave einer Dur-Tonleiter zur Verfügung.
Bild 3: Diatonische Schalmei mit 13 Schalltrichtern und zusätzlichem, vierten Ventil
Um den Notenumfang bei Auftritten so gering wie möglich zu halten und um Noten-Unerfahrenen die Möglichkeit zu geben, bei uns mitzuspielen, hat unser Verein sich dazu entschlossen, Zahlen statt Noten zu verwenden.
Grundsätzlich können mit Schalmeien fast alle Arten von Musik gespielt werden. Das Repertoire umfasst daher Musikstücke von der Volksmusik über Stimmungs-lieder bis hin zu Rock und Pop. Neben den Blasinstrumenten spielen selbstverständlich das Schlagwerk (große Trommel, Snare, Marschtrommel, Toms, diverse Becken) und Rhythmusinstrumente eine wichtige Rolle, um die Zuhörer mit dieser besonderen Art der Musik in den Bann zu ziehen und zu begeistern.